(c) bem/ medial/ b.mehnke
Hotelier Oliver Waechter zeigt Flagge für Rügen zwischen Sumi-Ringern,
die sich auch mächtig für den Tourismus auf der Insel ins Zeug
legten.
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Mehrere tausend Menschen zeigen Flagge für Rügen
Hoteliers hatten Spaß an Aktion im Ostseebad Binz
Mehrere tausend Einwohner und Gäste der Insel Rügen versammelten sich am
Sonntagnachmittag zu einem demonstrativen Strandspaziergang im Ostseebad
Binz. Mit der Aktion „Rügen zeigt Flagge“ wollten die nach
Polizeiangaben rund 8000 Teilnehmer die Insel öffentlich in ein positives
Licht rücken. Hintergrund ist, dass nach den Vogelgrippefällen die Gästebranche
unter einer Buchungsflaute leidet.
Viele Menschen hatten selbstgebastelte Fähnchen mit dem Slogan des
Aktionstages nach Binz mitgebracht und nutzten den sonnigen Nachmittag für
einen Ausflug an den Strand. Als prominenter Gast nahm der Ministerpräsident
von Mecklenburg-Vorpommern Harald Ringstorff (SPD) an der von Hoteliers
organisierten Aktion teil.
Oliver Waechter, Initiator vom Binzer Gewerbevereins, zeigte sich
zufrieden: „Die Aktion macht Spaß und ist eine sympathische Geste,
um Urlauber und Medien an das normale Bild der traumhaften Insel zu
erinnern.“ Noch bis in den Abend sorgten rund zehn Musikgruppen auf
den Restaurantterrassen für Leben im größten Ostseebad Rügens.(02.04.06,bem, Bernhard Mehnke)
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Jan. 2007
Das große Thema von 2006 spielt keinerlei Rolle mehr. Diese Seite ist
nunmehr ein Rückblick auf Vergangenes
06.05.06
Beobachtungsgebiete aufgehoben/ Weiter Geflügel-Stallpflicht/ Keine neuen
Fälle
02.04.06
Promenadenspaziergang "Rügen zeigt Flagge"
14.03.2006
Katastrophenfall für Rügen und Nordvorpommern aufgehoben
28.02.06
Desinfektionsmatten am Rügendamm abgebaut/
Bundeswehr und THW-Hilfskräfte verlassen Insel/
Keine Behinderungen des Tourismus auf Rügen
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Rügens Landrätin: Die Insel ist sauber
Drewoldtke (dpa) Auf Rügen zieht nach Ausbruch der Vogelgrippe vor knapp zwei Wochen fast wieder Normalität ein. Am Rügendamm sollen heute die letzten Seuchenmatten verschwunden sein, sagte Rügens Amtstierarzt Bernd Nostitz gestern vor Journalisten in Drewoldtke auf Rügen. 250 Bundeswehrsoldaten, die beim Einsammeln toter Vögel halfen, kehrten in ihre Einheiten in Sanitz und Laage zurück. Als Nachschub würden rund 90 Soldaten vom Logistikbataillon aus Burg bei Magdeburg erwartet und mit etwa 40 ABC-Soldaten auf Rügen im Einsatz sein.
„Wir haben es geschafft: Die Insel ist sauber“, sagte Landrätin Ruth Kassner. 3000 tote Vögel wurden auf Rügen geborgen. „Die Lage war schwierig, wir wären ohne Hilfe der Bundeswehr nicht zurecht gekommen.“ Kassner sagte, es sei richtig gewesen, um Amtshilfe zu bitten. So sei verhindert worden, dass das Virus Haustiere ansteckt.
Die norddeutschen Agrarminister fordern wegen der Vogelgrippe den schnelleren Einsatz der Bundeswehr. „Es muss möglich sein, die Bundeswehr in Amtshilfe einzusetzen, ohne den Katastrophenfall auszurufen“, sagte der Kieler Ressortchef Christian von Boetticher (CDU) gestern beim Treffen mit seinen Amtskollegen Till Backhaus (SPD) aus Mecklenburg-Vorpommern und Hans-Heinrich Ehlen (CDU) aus Niedersachsen im Schloss Tremsbüttel (Kreis Stormarn).
In Schleswig-Holstein wurde ein neuer Verdachtsfall bekannt. Es geht um einen Schwan, der am Wochenende in Ostholstein gefunden wurde.
(Ostseezeitung 28.02.06)
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Tomicek
Das Virus kommt mit Dreck und
Küken
Nach aktuellen
wissenschaftlichen Untersuchungen sind Wildvögel nur die Opfer des gefährlichen
Virus. Das Virus vom Typ H5N1 wird vielmehr durch den internationalen Geflügelhandel
verbreitet, quasi über die Flughäfen. Hinzu kommt, dass die Schlachtabfälle
und der Kot aus den Hühnerfabriken als Futtermittel gehandelt werden. Die
Ware geht an Aquafabriken, an Fischzuchten als Nahrung.
Info: taz 07.03.06
und
www.birdlife.org
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Verunsicherte Gäste und Sorgen der Vermieter
Urlauber können sich fast überall auf Rügen frei bewegen. Gefahren bestehen nicht. Dennoch treffen die Ängste wegen der Tierseuche die Tourismusbranche.
Bergen/Sellin/Binz. Kurzfristige Stornierungen, verunsicherte Gästeanrufe, kaum Neubuchungen. Die Maßnahmen gegen die Vogelgrippefälle auf Rügen und diffuse Ängste von Gästen treffen die Tourismusbranche. Dabei können sich Urlauber auch jetzt fast ungehindert überall auf der Insel Rügen bewegen. Dennoch befürchten Hoteliers und Vermieter ernste Auswirkungen auf das Saisongeschäft durch die Vogelgrippe.
"Die spektakulären Schutzmaßnahmen nützen möglicherweise der Geflügelwirtschaft. Sie schädigen aber hochgradig den Tourismus." Matthias Scheibe, Chef des Rügen-Hotel in Sassnitz macht sich seinem Ärger Luft, besonders über die Desinfektionsschleusen der ABC-Schutztruppe der Bundeswehr am Rügendamm. "Das ist nicht mehr verhältnismäßig", schimpft er auf einer eilig einberufenen Versammlung der Kurverwaltung des Ostseebades Sellin.
Bei vielen Touristikern auf der größten deutschen Urlaubsinsel liegen die Nerven blank. Auch wenn sie nach außen beschwichtigen. Sie sorgen sich um die mühsame Aufbauarbeit des letzten Jahrzehnts. "Sie kann mit einem Schlag zu Nichte gemacht werden, kehrt nicht bald wieder Ruhe ein", warnt Stefan von Heine, Direktor eines Hotel-Parks in Sellin. "Potentielle Gäste sind mittlerweile total verunsichert. Waren sie zunächst noch gelassen, werden sie jetzt spürbar nervös und zurückhaltend", so der Chef des privat geführten Hauses mit 55 Zimmern.
Unter Stornos kurzfristiger Buchungen leiden alle Rügener Beherbergungsbetriebe, berichtet Raymond Kiesbye, Geschäftsführer der Tourismuszentrale. Während Hotels und Ferienwohnungen nahe der Hauptfundorte toter Vögel auf Wittow und Ummanz im Norden der Insel sogar "dramatische Einbußen" erlitten hätten, verzeichne die Rügener Bäderküste im Südosten zwischen Binz und Göhren nur moderate Rückgänge. Auffällig oft, so Kiesbye, sind Familien mit Kindern stark verstört. Sie befürchten, dass sich die Kleinen beim Spielen am Strand mit dem Vogelgrippevirus infizieren könnten. "Umso wichtiger ist es, dass jetzt gründlich aufgeräumt wird", betont er, der sich allerdings einen weniger martialischen Auftritt der Bundeswehr gewünscht hätte.
Die Touristiker können die Sorgen der Gäste verstehen. "Die Menschen haben eben keine Lust auf Katastrophenstimmung im Urlaub", sagt Annette Pilgrim, Chefin eines kirchlichen Hotels in Glowe im Norden der Insel. Bewusst verzichtet ihr Haus derzeit auf Gebühren bei kurzfristigen Absagen. "Alles andere verschrecke die Urlauber nur zusätzlich", so die Marketingfrau. Ähnlich verfährt Georg Heissler, Chef einer Appartementvermittlung im Ostseebad Göhren im Südosten Rügens. "Wir schreiben Gäste an und appellieren an ihr Verständnis für die Lage auf Rügen, die einige, aber eben nur wenige Einschränkungen für entspannten Urlaubsgenuss bedeutet. So hoffen wir, unsere Gäste zu halten."
In diese Richtung agiert auch der Tourismusverband der Insel, der die Tourismuszentrale betreibt. "Die politisch Verantwortlichen sollen jetzt die Schutzmaßnahmen zügig durchziehen, damit die Sommergäste entspannt auf der Insel Urlaub machen können", fordert der Vorstandsvorsitzende Thomas Wuitschik. Die Bundeswehr soll es richten. Er hofft, dass die soldatische Hilfe bald erlaubt, dass auf der Urlaubsinsel wieder Normalität und Ruhe einkehrt. Daneben setzt er auf Aufklärung: Die Urlauber könnten sich fast überall uneingeschränkt bewegen und ausgedehnte Strandspaziergänge machen. "Es gibt keinen Grund für Ängste oder gar Panik." Verunsicherte Gäste informiere die Tourismuszentrale noch detaillierter als bislang, verspricht der Chef der Vermieter-Lobby.
Die Anrufe besorgter Gäste stiegen mit der Erklärung der Insel zur Tierseuchen-Schutzzone und den ersten Bildern der Desinfektionsschleusen sprunghaft an, beobachtete Klaus Grünewald, bei der Tourismuszentrale für Presse zuständig. Es gebe die merkwürdigsten Fragen, etwa ob einem tote Vögel auf den Kopf fielen oder die gesamte Insel von bewaffneten Soldaten gesichert werde. Gerade kleine Vermieter fragen verängstigt nach, wie sie sich denn nun verhalten sollen. "Wir raten ihnen zu Kulanz gegenüber den Gästen. Sie sollen Umbuchungen auf spätere Termine anbieten." Rechtlich gibt es jedoch keinen Grund für eine gratis Absage fester Buchungen, da die Tierseuche Menschen akut nicht gefährde, so Grünewald.
Trotz intensiver Aufklärung rechnet die Rügener Tourismusverband auch mit langfristigen Schäden für den Haupterwerbszweig der Insel. Um die schlimmsten Folgen für das Gästegeschäft abzuwenden, seien zusätzliche Geldmittel nötig. Der Verband habe deswegen das Land nach finanzieller Hilfe für Imagekampagnen ersucht. "Vom Ministerium gab es bereits ein Okay. Sobald die Desinfektionsschleuse für Abreisen von der Insel auf dem Rügendamm aufgehoben wird, gehen wir in die Offensive", verspricht Raymond Kiesbye. Die touristische Schadensbekämpfung arbeitet auf Hochtouren. So wie der Kreis Rügen beim Einsammeln der Hunderten von Kadavern verendeter Wildvögel. Und die Touristiker beten, dass der ganze Spuk bald vorbei ist. (bem, Bernhard Mehnke,
23.02.06)
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